Am Wochenende des 30. Juni/01. Juli trifft sich die AfD zu ihrem Bundesparteitag in Augsburg. Das werden viele Antifaschist*innen zum Anlass nehmen, um gegen die AfD und vor allem ihr völkisch-rassistisches bis hin zum Teil offen nationalsozialistisches Weltbild zu demonstrieren. Bei vergangenen Parteitagen der AfD, etwa in Stuttgart, Köln oder Hannover wurde dabei vor allem versucht, die direkte Anreise der AfD-Mitglieder zum Tagungsort zu verhindern. Teilweise durchaus mit einigem Erfolg, verhindert werden konnte dadurch jedoch keiner der AfD-Parteitage und auch dieses Mal ist keineswegs zu erwarten, dass es gelingt, den AfD-Parteitag zu verhindern.
Die letzten Male haben sich die Aktionen vor allem auf Personenblockaden der direkten Zufahrtswege zum Gelände des Parteitags konzentriert. Hunderte Menschen haben dort die Straßen blockiert, um die Anreise der Teilnehmer*innen zum AfD-Parteitag zu verhindern. Das ist eine starke Aktionsform, die sicher auch beim AfD-Parteitag in Augsburg wieder einigen Erfolg erzielen kann. Trotzdem hat diese Aktionsform einige erhebliche Schwächen, die möglicherweise durch zusätzliche Aktionsformen ausgeglichen werden können. Gerade Messegelände wie das in Augsburg liegen oft entlegen außerhalb der Stadt. Hier ist es ohne allzu große logistische Einschränkungen und mit einem verhältnismäßig geringen Polizeiaufgebot möglich, das für Blockaden relevante Gebiet abzusperren. Gelingt es dann doch, einen Zugang zum Messegelände zu blockieren, ist die Blockade recht schnell geräumt.
Vorteile einer solchen Personenblockade sind dagegen der verhältnismäßig geringe Aktionskonsens – etwa im Vergleich zu militanten Aktionen – und das damit einhergehende große Mobilisierungspotenzial, ebenso wie eine sehr große Effektivität – ist es einmal gelungen, die direkten Zugänge zum Messegelände zu blockieren, können diese Blockaden nicht umfahren werden, sondern die Teilnehmer*innen müssen warten, bis die Blockade geräumt ist. Wir wollen dieses Konzept daher nicht verwerfen, sondern eine Erweiterung dieses Konzeptes vorschlagen:
Wir glauben, dass es viele Menschen gibt, die einen höheren Aktionskonsens haben und wir sind sicher, dass es tausende von Möglichkeiten gibt, in die Logistik des AfD-Bundesparteitags einzugreifen. Außerdem glauben wir, dass es nicht reicht, die AfD für die momentane Zuspitzung der Verhältnisse in Deutschland verantwortlich zu machen, sondern sind der Überzeugung, dass diese Zuspitzung viele Schauplätze in der gesamten Gesellschaft hat, die wir ebenfalls angreifen müssen. Daher wollen wir vorschlagen, anlässlich des AfD-Parteitages in Augsburg mit vielen kreativen und dezentralen Aktionen an vielen solchen Schauplätzen gegen Rassismus, Sexismus, Nationalismus, Antisemitismus und alle anderen Formen von Diskriminierung zu protestieren. Wir wollen vorschlagen, die Angriffspunkte der Logistik des AfD-Parteitages in ganz Deutschland aufzuspüren und wahrzunehmen, um so den Protesten am Augsburger Messegelände den nötigen Raum zu verschaffen.
In diesem Reiseführer haben wir deshalb sowohl einige der logistischen Aspekte des AfD-Parteitags, die wir interessant finden, als auch Schauplätze der alltäglichen Diskriminierung in Augsburg dokumentiert. Wir hoffen euch damit viele Ideen für eigene Aktionen zu geben.